Gelnägel Anleitung Von einem Profi verständlich und ausführlich erklärt
Die Anleitung fasst alle Schritte von der Vorbereitung über die Nagelmodellage bis hin zum abschließenden Polieren auf dem Weg zu den eigenen Gelnägeln bzw. Acrylnägeln (die Vorgehensweise ist weitgehend gleich, die Unterschiede werden in getrennten Abschnitten behandelt) zusammen.
Die Vorbereitung:
Es klingt banal, aber bereiten Sie Ihren Arbeitsplatz vor. Reinigen und desinfizieren Sie Ihren Arbeitsplatz vor jedem Gebrauch und legen Sie Ihr Arbeitswerkzeug (Gele, Feilen, Nagelschmuck , usw.) griffbereit. Nichts ist schlimmer als wenn man mit halbfertigen Nägeln nach der passenden Feile oder nach dem gewünschten Glitter suchen muss und sich so den vielleicht noch nicht ausgehärteten Nagel beschädigt. Sauberkeit und Ordnung sind für ein gutes, reproduzierbares Ergebnis, nämlich schöne Gelnägel, unerlässlich.
1. Naturnagelverstärkung oder Naturnagelverlängerung?
Vor dem Beginn einer Nagelmodellage ist mit der Kundin zu klären, ob eine Naturnagelverstärkung oder doch lieber eine Naturnagelverlängerung stattfinden soll. Bei einer Naturnagelverstärkung wird das Material (Acryl oder Gel) direkt auf dem Naturnagel aufgetragen, bei einer Naturnagelverlängerung hingegen wird vor Beginn der Modellage mit Tips der Nagel verlängert. Ob bei Verstärkung oder Verlängerung, die Vorbereitung des Naturnagels ist essenziell für die Haltbarkeit der Modellage. Nur auf sauberen, fett- und feuchtigkeitsfreien Naturnägeln kann ein Kunstnagel optimal haften. Um das zu erreichen geht man wie folgt vor:
2. Vorbereitung der Naturnägel
Benötigte Materialien:
- Dunkles Handtuch (man sieht hier den Nagelstaub besser)
- Handauflage
- Desinfektionsmittel
- Metallspatel (sauber und desinfiziert)
- Feile mit Körnung 240/240
- Buffer (Block oder Square)
- Staubpinsel
- Reiniger auf Isopropanolbasis
- Zellstoffpads
Das dunkle Handtuch über den Arbeitstisch legen und die Handauflage darauf platzieren. Kontrollieren Sie bitte vorab, ob die Kundin es bequem hat, immerhin wird sie geraume Zeit in dieser Haltung verbringen: Ist die Armauflage in der richtigen Position? Sind Handgelenk und Finger locker? Danach werden nach dem Händewaschen die eigenen Hände und die der Kundin mit einem geeigneten Mittel desinfiziert (z. B. Kodan forte).
3. Tips angleichen und kleben
(Bei einer Naturnagelverstärkung weiter ab Punkt 5.) Benötigte Materialien:
- Tipbox
- Nagelkleber
- Zellstoffpads
- Reiniger auf Isopropanolbasis
Exkursion: Nageltips Es gibt verschiedene Sorten von Nageltips, die leider bei den verschiedenen Herstellern oft unterschiedlich benannt werden. Frenchtips haben vorne direkt eine weiße Spitze, so dass diese nicht zusätzlich modelliert werden muss. Allerdings ist es nicht leicht, diese so optimal zu verkleben, dass ein perfektes Ergebnis erreicht wird, daher empfiehlt es sich eher, normale Tips zu nehmen und die weiße Spitze von Hand zu modellieren. Bei den normalen Tips gibt es die Färbung “natur” und “klar”, wobei der Tip in “natur” milchig weiß ist und der “klare” komplett durchsichtig. Für den Anfänger sind Tips in “natur” am besten, da bei diesen Fehler beim Verkleben später ausgleichbar sind, während bei den “klaren” Tips kaum Korrekturen möglich sind. Dann unterscheiden sich die Tips auch in der Form: es gibt die europäische Form (auch Fulltips genannt) und die amerikanische Form (oft auch Krallentip genannt), beide Tips haben eine etwa gleich große Klebefläche. Eine weitere Tipform sind V-Tips, bei denen die Klebefläche verkürzt ist und die Form eines “V” hat, diese Tips sind für Anfänger nicht geeignet. Empfehlenswert und für nahezu alle Nägel geeignet ist die europäische Form in der Färbung “natur”.
Wenn man sich für eine Tipsorte entschieden hat, wird zunächst die passende Größe ausgewählt. Dazu wird der Tip (noch ohne Kleber!) zwischen Daumen und Zeigefinger der rechten Hand genommen, der Finger der Kundin wird wie vorher beim Vorbereiten mit Daumen und Zeigefinger der linken Hand fixiert. Nun wird der Tip in einem 45° Winkel auf den Nagel gesetzt und hinabgezogen bis der Rastepunkt das Ende des Naturnagels erreicht und der Tip plan auf die Nagelplatte gedrückt werden kann. Jetzt kann kontrolliert werden, ob der Tip passt, er darf auf keinen Fall bis in die Haut überstehen und muss die gesamte Nagelplatte von links nach rechts bedecken, darf also auch nicht zu schmal sein. Optimalerweise ist die Hälfte des Naturnagels nach hinten hin frei. Dieser Vorgang wird bei allen Fingern wiederholt.
Dann geht es ans Verkleben. Zellstoffpads, Reiniger und Tipkleber bereit legen. Den Tip zwischen Daumen und Zeigefinger der linken Hand nehmen, mit rechts den Kleber auf der Kontaktzone des Tips auftragen (das ist die Fläche, die später auf den Naturnagel geklebt wird). Fortgeschrittene ziehen mit dem Kleber eine Linie am Rastepunkt entlang, Anfänger füllen die gesamte Kontaktfläche aus. Den Tip dann in die rechte Hand wechseln, den Finger der Kundin mit links zwischen Daumen und Zeigefinger fixieren, den Tip wie zuvor im 45° Winkel ansetzten und hinabziehen bis der Rastepunkt “einrastet”. Dann erst wird der Tip auf den Nagel gedrückt, ganz wichtig: von vorne nach hinten den Kleber herausdrücken, Druck konstant etwa 10 bis 30 Sekunden halten (auf Angaben des Kleber-Herstellers achten!), niemals den Nagel vorne hochreißen (ernsthafte Verletzungen können die Folge sein) und den Druck immer auf die Spitze des Naturnagels ausüben, um Lufteinschlüsse zu vermeiden. Bei stark gewölbten Naturnägeln bleibt zur Mitte des Nagels hin (also am Ende des aufgeklebten Tips) ein Hohlraum, der durch das folgende Angleichen entfernt wird. Vorne an der Naturnagelspitze darf niemals ein Hohlraum sein, daher ist es besonders wichtig, dass der Druck beim Kleben auf die Naturnagelspitze ausgeübt wird. Wenn der Tip verklebt ist, wird mit einem getränkten Zellstoffpad der überschüssige Kleber entfernt. Diesen Vorgang bei allen Fingern wiederholen.
4. Tips in Fom feilen
Benötigte Materialien:
- Tipknipser
- Feile mit Körnung 180/180
- optional: dünne Feile
- Feilschutz
- Buffer (Block oder Square)
- Staubpinsel
- Reiniger auf Isopropanolbasis
- Zellstoffpads
Nach dem Verkleben müssen die Tips für die Modellage gekürzt und in Form gefeilt werden. Den Tipknipser in die rechte Hand nehmen, den zu kürzenden Tip einführen, leicht abgewinkelt halten und durchknipsen. Den Vorgang bei allen Nägeln wiederholen. Wenn Sie sich selbst vor der Feile schützen möchten, jetzt den Feilschutz anlegen (absolut empfehlenswert!). Danach mit der dünnen Feile die Ecken entgraten, dazu die Feile einmal rechts und einmal links in gerader Linie zum Naturnagelrand ansetzen und leicht kippen, um den Überschuss entfernen, danach vorne an der Tipspitze einmal drüberfeilen, dazu für eine eckige Form von oben gesehen Feile ganz gerade ansetzen, für eine eckig runde Form (empfehlenswert für Anfänger) die Feile leicht anwinkeln. Vorsicht: Niemals die Ecken wegfeilen und auch den Tip selbst nicht einfeilen!
Nun muss der Tip “geblendet” werden, da ansonsten die Übergänge von Tip zu Naturnagel zu sehen wären. Dabei ist die Färbung “natur” des Tips von Vorteil, da man genau sehen kann, wo schon gefeilt wurde und wo noch nachgefeilt werden muss. Zunächst werden die Seiten schlank gefeilt, dazu die 180er Feile an der Klebekante des Tips so ansetzten, dass wenn Sie auf beiden Seiten eine Feile ansetzen würden, Sie eine umgekehrte V-Form erhalten würden. Nun den Tip auf beiden Seiten feilen (unbedingt darauf achten, dass Sie den Tip und nicht den Naturnagel feilen!), bis kein Übergang mehr zu sehen oder zu spüren ist (zum Prüfen mit dem eigenen Nagel drübergehen, falls noch eine Kante vorhanden ist, weiterfeilen). Danach mit der sog. Wiegefeilung gleichmäßig über den Tip schwingen (auch hierbei nicht den Naturnagel feilen!) bis keine Kante mehr zwischen Tip und Naturnagel zu spüren ist. Der Tip sollte nach dem Feilen transparent sein und ist somit “geblendet”.
Dazu kontrolliert man erst die Oberansicht auf eine gleichmäßige Länge und Schattierung und auf den Übergang zwischen Tip und Naturnagel. Danach wird die Unteransicht kontrolliert: gleichmäßige Länge (Kuppe zur Orientierung nehmen) und Form, evt. Klebereste entfernen. Zuletzt wird die Seitenansicht kontrolliert: Die Seitenlinien müssen parallel sein und es darf kein Überhang vorhanden sein. Nach dem Tipblenden werden die Nägel ein weiteres mal gesäubert und entfettet. Dazu wie eben die Nägel bis zur Nagelhaut buffern bis diese staubig sind, Staub mit Pinsel entfernen und danach mit getränktem Zellstoffpad säubern. Nun das Handtuch so umklappen, dass der Feilstaub eingeschlossen wird und eine saubere Unterlage für das nun kommende Modellieren entsteht. Benötigte Materialien: Vorbereitung: Pulver auf der rechten Seite des Arbeitsbereichs bereitstellen (Linkshänder bitte anders herum anordnen), vorne das weiße, dahinter das klare oder pinke Pulver. Schräg davor das halb aufgefüllte Dappen Dish platzieren. Mehrere Zellstoffpads mittig bereitlegen. Zone 1: Zunächst wird mit dem Pinsel Liquid aufgenommen, überflüssiges Liquid am Dappen Dish im 45° Winkel abgestreift und dann mit einer kreisenden Bewegung weißes Pulver aufgenommen, so dass ein mittelfeuchtes Bällchen entsteht. Das richtige Mischungsverhältnis ist das wichtigste für eine exakte Modellage, ein mittelfeuchtes Bällchen wird beim Absetzen nicht sofort zerlaufen, sondern eine leicht glänzende Kuppel bilden, die mit Hilfe des Pinsels ganz einfach zu verteilen ist. Das Bällchen wird mittig auf der Nagelspitze abgesetzt und ganz sanft zunächst nach rechts und dann nach links gedrückt, dabei wird der Pinsel parallel zum Nagel gehalten. Dann wird mit der Pinselspitze (evt. ganz leicht mit Liquid anfeuchten) ein schöner Übergang geformt, die sog. “Smile-Line”. Vorsicht: Sobald das Material nicht mehr bewegt wird, beginnt der Aushärtungsprozess, also immer von einer Seite zur anderen arbeiten und nicht zu lange an einer Stelle aufhalten. Am wichtigsten ist eine schöne Smile-Line, alles andere kann beim späteren Feilen korrigiert werden. Zone 2: Wieder wird mit dem Pinsel ein mittelfeuchtes Bällchen aufgenommen, diesmal mit dem klaren oder pinken Pulver. Das Bällchen wird direkt an den Rand der weißen Spitze abgesetzt und mit dem etwas senkrechter gehaltenen Pinsel zunächst sanft nach rechts und dann nach links gedrückt. Es empfiehlt sich den Pinsel an den Seiten etwas zu drehen, um dort das Material besonders dünn plazieren zu können. Vorsicht: Nicht auf die Haut modellieren, da hält nichts! Für einen nahtlosen Übergang zwischen Zone 1 und 2 das restliche Material über die weiße Spitze lackieren. Zone 2 bildet den höchsten Punkt der Modellage, gerade an dieser Stelle wird der Nagel am stärksten belastet und kann bei zu dünner Modellage leichter brechen. Zone 3: Es wird das selbe Pulver wie bei Zone 2 verwendet. Nochmals ein mittelfeuchtes Bällchen aufnehmen und mit noch senkrechter gestelltem Pinsel das Bällchen am Rand des zuvor aufgetragenen Materials absetzen. Wieder sanft nach rechts und danach nach links verteilen, dabei am Nagelbett unbedingt einen haarfeinen Freiraum lassen und das Material sehr dünn auftragen. Das restliche Material wieder nach vorne lackieren. Optimalerweise ist als Ergebnis die Oberfläche der Modellage glatt und ebenmäßig und das Material am Nagelbett und an den Seiten sowie an der Nagelspitze sehr dünn aufgetragen. Benötigte Materialien: Vorbereitung: Pinsel und ggf. Spot Swirl bereitlegen, getränktes Zellstoffpad mittig platzieren, UV-Lichthärtungsgerät aufstellen und auf einen Timer von zwei Minuten einstellen, Gele auf der rechten Seite bereitstellen. Zuerst die Nägel der linken Hand der Kundin (aus Ihrer Sicht die rechte) mit einer dünnen Schicht klaren Gels überziehen, dabei zu den Seiten und zum Nagelbett hin einen feinen Rand freilassen,dann zwei Minuten aushärten lassen. Während des Aushärtens das gleiche mit der rechten Hand der Kundin machen. Den Pinsel mit dem vorbereiteten Zellstoffpad säubern, die Nägel mit einem anderen getränkten Pad von der Schwitzschicht befreien. Nun mit dem Pinsel oder Spot Swirl weißes Gel auf jeder Nagelspitze der Nägel der linken Hand der Kundin auftragen und eine schöne Smile-Line ziehen. Wieder zwei Minuten aushärten und in dieser Zeit den Vorgang bei der anderen Hand wiederholen. Die Schwitzschicht dieses Mal nicht entfernen. Den Pinsel oder Spot Swirl reinigen. Als nächsten Schritt klares oder pinkes Gel direkt hinter der Smile Line auftragen, so dass an dieser Stelle des Nagels der höchste Punkt der Modellage entsteht, das Gel dabei nicht bis zum Nagelbett auftragen. Zwei Minuten aushärten lassen, Schwitzschicht nicht entfernen, gleiche Prozedur an anderer Hand. Nun eine dünne Schicht klares oder pinkes Gel (das gleiche wie zuvor benutzen) bis zum Nagelbett ziehen und zwei Minuten aushärten lassen. Schwitzschicht entfernen. Pinsel reinigen. Mit der dünnen Feile nun überschüssiges Gel entfernen, so dass ein hauchfeiner freier Rand an den Seiten und zum Nagelbett hin verbleibt. Feilstaub mit getränktem Zellstoffpad entfernen und kontrollieren, ob die Form der Nägel die gewünschte ist, ansonsten mit der 180er Feile nachhelfen, Feilstaub wieder entfernen. Abschließend eine dünne Gelschicht klaren Gels über die gesamte Modellage ziehen und zwei Minuten aushärten lassen. Benötigte Materialien: Zunächst den Feilschutz anlegen. Danach wie zuvor beim Angleichen der Tips mit der dünnen Feile die Ecken entgraten, dazu die dünne Feile einmal rechts und einmal links in gerader Linie zum Naturnagelrand ansetzen und leicht kippen, um den Überschuss entfernen. Zusätzlich mit der dünnen Feile den Rand der Modellage am Nagelbett flach feilen, der Übergang soll zum Naturnagel hin ganz glatt und eben werden. Danach vorne an der Spitze einmal drüberfeilen, dazu für eine eckige Form von oben gesehen Feile ganz gerade ansetzen, für eine eckig runde Form (empfehlenswert für Anfänger) die Feile leicht anwinkeln. Vorsicht: Niemals die Ecken wegfeilen! Nun muss die Oberfläche des Kunstnagels angeglichen werden. Zunächst werden die Seiten “gesägt”: die dünne Feile an der Seite in gerader Linie ansetzen, Haut herunterdrücken und sägen. Dann wird die Feile gekippt (wie beim Tip feilen so kippen, dass mit zweiter angelegter Feile ein umgekehrtes V entstehen würde) und die Kanten werden so schlank gefeilt, dass auch hier kein Übergang zu spüren ist. Im Wechsel wiederholen, bis das Ergebnis das gewünschte ist (Sägen, kippen, sägen usw.). Mit normaler 180er Feile in Wiegefeilung zunächst die Spitze dünn feilen, dann bis zum Nagelbett hin den Nagel glätten. Dabei so feilen, dass direkt hinter der weißen Spitze (in Zone 2) der höchste Punkt stehen bleibt, um eine optimale Stabilität der Modellage zu erreichen. Abschließend die Form des Nagel optisch kontrollieren. Wenn alle Nägel in Form gefeilt sind, das Nagelöl auftragen und kurz einmassieren. Durch das Nagelöl wird das Aushärten der Modellage unterstützt; zwar ist das Material schon nach wenigen Minuten soweit ausgehärtet, dass es bearbeitet werden kann, das Material benötigt aber 36 bis 48 Stunden zum vollen Durchhärten. Nun mit der ölresistenten Polsterfeile das Öl einarbeiten und die Nägel polieren. Eine Polsterfeile hat eine feinere und eine gröbere Seite (auf Herstellerangaben achten!), zunächst natürlich die gröbere und dann die feinere Seite einsetzen. Danach sollte die Modellage mit Klarlack versiegelt werden. Falls die Kundin Farblack wünscht, immer (!) zuerst Unterlack oder Klarlack verwenden, denn farbiger Lack kann die Modellage dauerhaft verfärben. Danach Farblack auftragen, kurz antrocknen lassen und mit Überlack oder Klarlack versiegeln.
5.1 Nagelmodellage mit Acryl
5.2 Nagelmodellage mit Gel
6. Nachfeilen und Polieren